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AutorenbildSara Tröster Klemm

Die Atomkraft ist ein Bombending. Heute: Der Atomlobbyist

Aktualisiert: 27. März 2021

Jobcenter – Versuch einer Anthropologie der modernen Berufswelt



Der Sohn übernimmt das Geschäft? Die Tochter heiratet? So einfach ist es schon lange nicht mehr! In Zeiten von Fachkräftemangel, Demographie und Klimawandel weiß der Berufseinsteiger von heute oftmals nicht mehr, wo es einmal hingehen soll. Nicht jeder kann Popstar oder Plagiator werden. Deshalb haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Alternativen aufzuzeigen. Wir haben uns mit Vertretern der verschiedenen Berufsgruppen unterhalten, vom Fitnesstrainer bis zum Friseur. Bei uns kommen sie unzensiert und ungeschönt zu Wort. Ja! so ist es und nicht anders!


Hamburg, 27. Juni 2011, vor der Greenpeace-Zentrale. Zu meiner Person: Doktor der Physik, Praktika in Biblis A, Harrisburg und Obninsk, AM-1 (da werde ich doch ein bisschen sentimental). Später international tätig als Ingenieur bei verschiedenen Strommonopolisten. Heute vor 57 Jahren wurde in Obninsk, nahe Moskau, das erste AKW in Betrieb genommen. Versorgte mit einer Nettoleistung von fünf MW 10.000 Haushalte. Am 29. April 2002 wurde Obninsk aus ökonomischer Räson für immer stillgelegt. Ein schwarzer Tag. Was ich heute hier mache? Ich habe mich in Ketten gelegt. Mein Gesicht zerschunden. Zum Protest. Zusammen mit meinen Freunden von der Atomlobby. Auf meinem Plakat steht: Atomkraft – Ja, bitte! Warum? Der Super-GAU in Fukushima, will ich jetzt mal so sagen, hat uns letztendlich nur eines gezeigt: Die Atomenergie gehört in verantwortungsvolle Hände. Man muss nur die Sicherheitsstandards einhalten, dann ist das ein Bombending:


1. In Erdbebengebieten und auf Vulkanen ist vom Bau neuer AKWs abzuraten.

2. Die Reaktorblöcke müssen wasserfest und schmutzabweisend sein. Dann sollten auch eventuelle Tsunamis und Erdrutsche kein Problem darstellen.

3. Sie sollten sich nicht direkt in einer Flugschneise befinden.

4. Kinderspielplätze sind kein Problem.

5. Die Techniker dürfen während der Arbeit nicht einschlafen und auch ansonsten nicht menschlich versagen.

6. Terroristische Angriffe auf AKWs sind abzulehnen.


Wenn all diese Punkte eingehalten werden, dann kann gar nichts schief gehen. Der radioaktive Müll muss irgendwie beseitigt werden, ganz klar. Sehe ich genauso. Naja, das bisschen Strahlung. Jetzt lassen Sie mich doch aber auch mal ausreden! Also: Die Herausforderung, vor der ich uns sehe, das ist die weltweite Errosion der Standards. Wir hier in Deutschland und Europa pflegen ihre Einhaltung auf das penibelste. Bei uns kann gar nichts schief gehen. Ja! so ist es und nicht anders! Die Botschaft der Atomlobby lautet daher: Bau von neuen AKWs! Atomleistung bis 2021 verzehnfachen! In Deutschland – für die Welt! Der Plan: Die weltweite Uranproduktion wird bei uns verbrannt und versorgt die Welt somit im ganz großen Stil mit sauberem, gelbem Strom „made in Germany“! Was bringt es uns denn, wenn im Iran ein AKW in die Luft fliegt, weil ein Techniker sich nicht mit der Umwälzpumpe auskannte? Oder wenn in Italien aus Versehen das Sicherheitsventil geschmiert wurde? Seien wir vernünftig. Deshalb sage ich: Merkel, mach in AKWs! Atomlobbyismus? Ja, von dem Job kann man sehr gediegen leben. Kann ich nur empfehlen.


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